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Nördlich von Schrobenhausen, direkt hinter dem Krankenhaus, befindet sich der Kalvarienberg. Betritt man das kleine Waldstück an der Gabelung des Weges, eröffnet sich dem Besucher eine eigene Welt. Der gepflegte Weg windet sich entlang der 14 Kreuzwegstationen, vorbei an einigen Ruhebänken, bis er schließlich im oberen Teil den Blick auf die Marienkapelle und das Kreuz mit dem vergoldeten Corpus Christi am Gipfel freigibt. Er lädt ein zum Verweilen und zum Gebet.

Jedes Jahr in Vorbereitung auf Ostern trifft sich die Pfarrgemeinde St. Jakob – wenn möglich – am Passionssonntag und betet hier den Kreuzweg:
Das Leiden Christi auf dem Kreuzweg – der Via Dolorosa, der Schmerzensstraße – faszinierte und inspirierte die Menschen bereits in den Anfängen des Christentums. Erst in der Barockzeit, im 17. Jahrhundert, wurden die 14 festen Kreuzwegstationen festgelegt. Heute gibt es kaum mehr eine Kirche, in der keine Kreuzwegstationen zu finden sind.

Die Kreuzwege in der Natur – wie hier am Kalvarienberg – sind die älteste Form. Das Gehen ist ein wichtiger Teil der Kreuzwegerfahrung. In die Betrachtung des Leidenswegs Jesu können die Menschen ihre eigenen Kreuze, die sie im Leben mit sich herumtragen, hineinlegen. Der Kreuzweg bietet viele Ansätze und lässt Raum für eigene Themen.

Die Kapelle am Ende des Weges ist der schmerzhaften Mutter Gottes geweiht. Die Pieta ist keine klassische Abbildung der Mutter Gottes mit ihrem Sohn. Die Figur ist eine Schmerzensmadonna (siehe Bild), die ein Schwert im Herzen trägt. Diese Darstellung Marias geht auf die Weissagung des greisen Simeon an die junge Mutter Maria zurück, demzufolge ihr ein Schwert in die Seele dringen werde.

Nicht nur in der Fastenzeit, sondern das ganze Jahr über, ist der Kalvarienberg ein Ort, an dem man die Seele auftanken kann: Um Ostern kündigen das frische Grün und der Gesang der Vögel den Frühling an. Im Sommer beschirmt das Blätterdach den Weg wie ein großes Kirchenschiff und spendet Schatten. Im Herbst bedeckt das fallende Laub den Boden wie ein bunter Teppich und an einem klaren Wintertag schmückt Reif Bäume und Sträucher und der Blick in den blauen Himmel ist frei.

Seit beinahe 60 Jahren kümmert sich meine Familie mit Freude um die Kapelle am Kalvarienberg. Die Mutter Gottes kennt unsere Sorgen und Ängste und dankbar durften wir immer wieder ihre Hilfe erfahren. Oft komme ich mit Gläubigen aus dem Krankenhaus oder dem benachbarten Altenheim ins Gespräch, die in der Kapelle beten oder ein Licht anzünden. Manche Besucher bedanken sich für ihre Genesung nach schwerer Krankheit, manche bitten um Hilfe aus ihren Nöten und wieder andere schöpfen in der Ruhe und im Gebet Trost und neue Kraft.

Text und Fotos: Johanna Bernhardt, geb. Graßl

Die Geschichte des Kalvarienbergs

1844 Erste Pläne für Kreuzweg durch Kaplan Michael Fick mit 3 Holzkreuzen, erste Bepflanzung durch Michael Sommer
1846 Einweihung Kalvarienberg durch Stadtpfarrer Guggemos
1866 Das Holzkreuz wird durch gusseisernen Korpus ersetzt.
1870 Einweihung Kreuzwegstationen aus Holz
1905 Weitere Bepflanzung Kalvarienberg
1929 Errichtung Kreuzwegstationen aus Jurakalk durch Hugo Schülling mit Spenden finanziert
1937 Bau der Marienkapelle i. A. der Rosenkranzbund-Stiftung, gest. v. Brauereibesitzer Thaddäus Schrode
1987 Kapelle wird unter Denkmalschutz gestellt.
2011
2013
Restaurierung Kreuzweg und Stationen und
Restaurierung Marienkapelle
jeweils durch Bürgerprojekt: Kolpingfamilie, Kirchenstiftung und viele freiwillige Helfer und Spender
Marienkapelle am Kalvarienberg (außen) (Foto: Johanna Bernhardt)
Marienkapelle am Kalvarienberg (innen) (Foto: Johanna Bernhardt)
Schmerzensmadonna in der Marienkapelle am Kalvarienberg (Foto: Johanna Bernhardt)
Kreuz hinter der Marienkapelle am Kalvarienberg (Foto: Johanna Bernhardt)
Kreuz hinter der Marienkapelle am Kalvarienberg (Detailansicht) (Foto: Johanna Bernhardt)
Kreuzwegstation am Kalvarienberg (Foto: Johanna Bernhardt)

Dieser Beitrag wurde zuerst im Pfarrbrief Fastenzeit/Ostern 2021 auf Seite 4 veröffentlicht.

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