Dieser Beitrag wurde zuerst im Pfarrbrief Erntedank 2021 auf Seite 4 veröffentlicht.
Dort, wo sich heute die Sakristei der Stadtpfarrkirche St. Jakob befindet, stand einst ein Beinhaus, das Teil des Friedhofs war, der sich hinter der Stadtpfarrkirche befand. Im Beinhaus wurden die Gebeine der Verstorbenen aufbewahrt, wenn die Gräber im Friedhof neu belegt werden sollten. Aus diesem Karner (= Beinhaus) oder „Totenkirchl“ entstand durch Umbau in den Jahren 1532–1538 die heutige Sakristei auf einem sozusagen historischen Ort.
Im Obergeschoss der Sakristei befand sich ein kleiner Raum mit einem Gewölbe, der bis Anfang 2000 nur als Abstellkammer diente. Der damalige Stadtpfarrer Josef Beyrer kam auf die Idee, diesen Raum anderweitig zu nutzen. Eine kleine Kapelle zu Ehren des Hl. Franziskus von Assisi sollte es werden. Und so blieb es 2004 nicht nur bei dieser Idee, sondern sie wurde auch umgesetzt und noch im selben Jahr wurde die Kapelle eingeweiht. Die Gestaltung des runden Fensters, die dank vieler Spenden ermöglicht wurde und das diesmal auf der Titelseite des Pfarrbriefs zu sehen ist, übernahm die Schrobenhausener Glaskünstlerin Brigitte Schuster. Nach ihren Worten stellte sie das Leben des Franziskus als „stilisierten Baum dar“, mit klaren und einfachen Zügen. Er ist in Braun gehalten, der Farbe der Entsagung. „Das eingeschlossene Rot steht für die Passion Christi, für Liebe“ und Glaube an Jesus und seine Lehre. Der Mond wurde in Blau gehalten, der Farbe für „Treue, Beständigkeit“ und „Frieden“. Das grüne Blatt zeigt Franziskus‘ „Verbundenheit zur Natur“ und ist auch Symbol für „Wachstum und Leben“. Umrahmt wird das Ganze von der Sonne, in deren Gelb der Text des Sonnengesangs des Hl. Franziskus zu lesen ist.
Betritt man die Kapelle, so fällt der Blick sofort auf dieses wunderbare und aussagekräftig gestaltete Fenster, das sich oberhalb des Eingangs zur Sakristei befindet und das auch in den Wintermonaten beleuchtet wird. Es ist somit von außen schön zu sehen. Im Andachtsraum, an dessen linker Wand ein altes Kreuz mit Maria und Johannes zu sehen ist (siehe Bild), finden ca. 20 Personen Platz. Er wird sehr vielseitig genutzt, z. B. bei den Frühschichten in der Advents- und Fastenzeit und bei Dankgottesdiensten für Eheleute und Jubilare. Auch die Kirchenverwaltung der Stadtpfarrei trifft sich dort zu Beginn ihrer Amtszeit zu einer gemeinsamen Andacht.
Wir sollen uns freuen, dass wir dieses Kleinod als Raum für besondere und alltägliche meditative Gelegenheiten in unserer Pfarreiengemeinschaft haben.
Text: Mili Nowak, Carola Pelikan
Fotos: Carola Pelikan