Geschichte der über 300 Jahre alten historischen Kirche in der Pfarrei Sankt Martin Hörzhausen
Paul Eller, der am 30. September 1683 als Soldat aus kurfürstlich-bayerischen Diensten entlassen wurde und danach als Pfarrer in Hörzhausen arbeitete, beschloss im Frühjahr 1716 in seinem Heimatort Halsbach ein privat finanziertes Kirchlein zu bauen. Trotz der Widerstände, die der Pfarrer von Langenmosen dem Vorhaben anfangs entgegenbrachte, begann noch im gleichen Jahr der Bau. Am 9. Mai 1719 wurde die Kirche vom Augsburger Weihbischof Johann Jacob von Mayr geweiht. Er gestattete Eller im gleichen Jahr die Gründung einer Schutzengelbruderschaft.
Am 9. September 1723, 23 Jahre vor seinem Tod und bei bester Gesundheit, verfasste Paul Eller sein Testament, in dem er sein gesamtes Vermögen der Schutzengelkirche vermachte. Paul Eller gründete eine Stiftung und sammelte fleißig Geld, um den Bau der Kirche zu finanzieren. Paul Ellers Vetter Johann Michael Eller übernahm 1741 die Pfarrei Hörzhausen und erwarb im selben Jahr ein kleines Bauerngut in Halsbach, das er 1768 der Schutzengelkirche als Benefizium vermachte. Dies war der Grundstock zur Finanzierung des Benefizium Gebäudes. Der Regularkanoniker Augustin Seidl aus Indersdorf wurde zum ersten Benefiziaten ernannt. Kirche und Benefizium wurden 1793 durch die Franzosen gebrandschatzt. Die Reparatur wurde 1796 ausgeführt. Um 1820 war das Benefizium Gebäude derart baufällig, dass es neu gebaut werden musste. Der Baumeister Joseph Lenbach aus Schrobenhausen, der Vater des Porträtmalers Franz Lenbach, führte 1821 den Neubau der Wohnung durch. 1826 wurde die Kirche wieder neu gebaut. Aus den Aufzeichnungen in der Chronik der Kirche geht hervor, dass der Graf von Sandizell die Kirchenausstattung gestiftet hatte. 1962 führte der damalige Pfarrer von Hörzhausen Joseph Däubler eine weitere Reparatur durch. Von 1977 bis 1982 wurde die Kirche und das Benefizium erneut grundlegend saniert. Das Altarbild aus dem 17. Jahrhundert von Ignatz Baldauf wurde restauriert. Mit einem erheblichen finanziellen Aufwand wurden beide Gebäude im Jahr 2004 bis 2005 saniert.
Im Laufe der dreihundertjährigen Geschichte haben sich einige sakristale Kostbarkeiten angesammelt. Messkelch und Messgewänder aus dem 18. Jahrhundert. Übrig geblieben ist auch eine Monstranz, die Graf Cajetan von und zu Sandizell am 4. Mai 1844 der Kirche gespendet hat. Eine Gravur weist daraufhin. Ein handschriftlicher Hinweis steht auch in der Hülle, in der die Monstranz aufbewahrt wird. Diese kostbaren Erinnerungsstücke werden von Mesnerin Else sehr sorgfältig behandelt und aufbewahrt.
Die sterblichen Überreste der beiden Kirchenstifter Paul und Michael Eller wurden in der Kirche beigesetzt. Daran erinnern zwei Gedenktafeln (kleines Foto). Der Halsbacher Patrozinium, Termin am ersten Sonntag im September, geht auf eine Bestimmung von Papst Clemens IX (1667), der das Fest auf den 2. September festsetzte. Im Laufe der Jahrhunderte gab es häufig Streitigkeiten über die Zuständigkeit und Kompetenzen für die kleine Kirche innerhalb des Klerus. „Dem Schutzengengelkirchlein und seiner Bruderschaft scheinen die Schutzengel wohl gesinnt zu sein. Die Kirche hat Plünderungen, Zweckentfremdungen in Kriegs- und Notzeitungen überstanden und auch den Nationalsozialismus“ schrieb Marianne Sammer in einem Kommentar in einem Buch „Schutzengelverehrung im altbayerischen Halsbach“. Die Professorin für Kirchengeschichte und Patrologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten Österreich und der Historiker Paul Hoser hatten im Jahr 2005 im Auftrag der Hörzhausener Kirchenverwaltung sehr detailliert über die Geschichte der Kirche geforscht und das Buch herausgebracht.
Am 1. September 2019 feierten über fünfhundert Gläubige aus dem Schrobenhausener und Aichacher Land das dreihundertjährige Gründungsjubiläum zusammen mit Abt Markus Eller aus dem Kloster in Scheyern – siehe Bilder
(Text und Fotos: Fritz Endres)
Die Schutzengelbruderschaft Halsbach
Geschichte
Anfang des 16. Jahrhunderts wurden in ganz Europa Schutzengelbruderschaften gegründet. Die Mitglieder mussten bestimmte Kriterien erfüllen. Es wird eine „äußerliche anständige Lebensweise“ verlangt und der Willi, sich sittlich zu verkommen erwartet. Die Mitglieder sollen häufig beichten und kommunizieren, häufig zur Messe gehen, sind nur einige der aufgestellten Regeln. Die Halsbacher Schutzengelbruderschaft wurde mit dem Bau der kleinen Schutzengelkirche im Jahr 1619 gegründet, wie die Nachforschungen Marianne Sammer und Paul Hoser ergeben haben. Sie zählt damit zu ältesten Vereinigungen im Schrobenhausener und Aichacher Land. Beim 300-jährigen Gründungsfest der Schutzengelkirche am 1. September 2019 feierte die Bruderschaft ebenfalls das Jubiläum.
Die erste Eintragung über ein Schutzengelfest findet sich in der Chronik der Kirche, von der Hand des Benefiziaten Seidl geschrieben, für den 30. August 1789. 77 Personen vor allem aus dem Einzugsgebiet der ehemaligen Landkreise Schrobenhausen und Aichach traten der Bruderschaft bei. Nur drei stammten aus Halsbach. Danach ging die Zahl der Eintritte deutlich zurück, stieg aber ab 1801 wieder an, wie die Marianne Sammer und Paul Hoser erforschten. 1819 nach Ende des Krieges stieg die Zahl der Beitritte auf die einmalige Höhe von einhundert Personen, ist in der Chronik zu lesen. Beim jährlichen Schutzengelfest waren im Allgemeinen der Pfarrer und Benefiziat von Langenmosen, der Pfarrer von Hörzhausen und der Benefiziat von Halslandkreit mit dabei. Auch über den Ablauf des Festes wird in der Chronik berichtet. Fester Bestandteil war die Predigt während des Gottesdienstes. Ebenso wurde den Toden gedacht, insbesondere der Gründer der Bruderschaft und Erbauer der Kirche, die beiden Priester Michael und Paul Eller. Der Priester betete das Angelobungsgebet (siehe eigener Kasten) vor und die versammelte Gemeinde sprach es nach. Jedes Jahr beten die Gläubigen auch heute noch am Schluss des Gottesdienstes dieses Gebet. Trotz der Notzeiten wurde am 8. Mai 1819 in Halsbach das hundertjährige Jubiläum der Kirche und der Schutzengelbruderschaft gefeiert. 1841 wurde erstmals dem Wirt von Hörzhausen genehmigt, eine Bank vor der Kirche aufzustellen und Bier auszuschenken. Dies ist bis heute so geblieben. Es wurden damals sieben Eimer Bier, was etwa fünfhundert Liter entsprach, getrunken. Ein Jahr später trat Graf Cajetan von und zu Sandizell mit drei Frauen aus seiner Familie der Bruderschaft bei. Er wurde ein großer Könner der Schutzengelkirche. Auch während der Kriegsjahre des ersten und Zweiten Weltkrieges wurde das Schutzengelfest nicht ausgesetzt, ist in der Chronik vermerkt. Wie viele Mitglieder derzeit der Bruderschaft angehören, lässt sich nicht ermitteln. Es dürften aber einige Hundert aus dem Schrobenhausener und Aichacher Land sein. Es werden nur die neuen Mitglieder eingetragen. Wenn jemand stirbt, wird dies nicht registriert. Seit vielen Jahren werden die Neueintritte auf einer EDV-Datei eingetragen. Aus einem Diagramm von Marianne Sammer und Paul Hoser sind einige Entwicklungen zu entnehmen: 1830 ein Zugang von hundert Personen, 1917 zirka vierzig und 1955 wieder etwa um die Hundert. Alle neuen Mitglieder wurde eine Urkunde überreicht in der die Bedeutung der Mitgliedschaft, Lebensrichtlinien, die Erlangung vollkommener Ablässe und Gebetsvorschläge zu den Schutzengeln und Tageszeiten überreicht. (Siehe kleines Bild). „Schriftliche Zeugnisse über die ursprüngliche Halsbacher Schutzengelverehrung, über das spirituelle Leben der Bruderschaft und ihre Statuten sind nicht überliefert“ schreiben die beiden Buchautoren. Bei seinem letzten Gottesdienst beim Schutzengelfest am 5. September 2004 wurde vor der Kirche ein Apfelbaum gepflanzt, der heute noch vorhanden ist. Pfarrer Robert Walter, der mittlerweile gestorben ist, nahm Abschied von Halsbach und nannte den Baum „Bruderschaftsbaum“. Es sollte ein Zeichen dafür sein, sich gegenseitig immer wieder neu Mut zu machen. „Heute ist es den hunderten von Mitgliedern wichtig, die Geschichte aus ihrer geistlichen Gemeinschaft ihrem religiösen Leben nutzbar zu machen und in ihrer Schutzengelkirche einen spirituellen Mittelpunkt zu finden“ schrieb Marianne Sammer in einem Kommentar.
(Text und Bild: Fritz Endres)
Angelobungsgebet der Schutzengelbruderschaft
Heiliger Schutzengel. Ich erwähle dich heute zum Schutzgeist meines Lebens und Schützer meiner Seele. Nimm mich auf als dein Pflegekind und stehe mir bei in den Anliegen meines Lebens. Beschütze mich im Leben auf der Welt gegen die Angriffe meiner sichtbaren und unsichtbaren Feinde. Erlange mir die Gnade, dass für mich in gesunden, besonders aber in kranken Tagen stärkende Speise sei, das Brot der Engel. Steh mir bei, einmal in meinem Todeskampfe, und erlischt in mir das Licht meines Lebens, dann, heiliger Engel, geh voran und führe meine Seele von dem Blendwerk der Welt zum Ziele des ewigen Vaterlandes, dass ich helfe mit allen Heiligen, Gott loben und preisen in alle Ewigkeit. Amen.