(Obermühlstraße 14, 86529 Schrobenhausen)
Bausteine aus neun Jahrhunderten
Die erste Erwähnung einer Kirche an der Stelle der heutigen Pfarrkirche St. Martin in der Obermühlstraße datiert auf das Jahr 1160. An der Stelle der heutigen Pfarrkirche St. Martin stand ein kleines Holzkirchlein, das sich die Leute im Oberdorf gebaut hatten, weil die ältere St.-Peter-Kirche im Unterdorf etwa auf der Höhe des Hofbauern-Anwesen (Ortseingang von Schrobenhausen kommend) zu klein war. Die St. Peter Kirche wurde im Jahre 1784 niedergerissen, weil die Turmschäden und andere notwendige Reparaturen mehr als 200 Gulden gekostet hätten. Zwei wertvolle Skulpturen aus der Spätgotik, St. Peter und St. Paul, wurden damals feierlich in die inzwischen im Ort gebaute Pfarrkirche übertragen und das Restvermögen unter dem Titel „Peter und Paul-Altar-Stiftung getrennt verwaltet.
Turm- und Chorunterbau verraten teilweise noch romanische und frühgotische Anklänge, in der Hauptsache aber infolge vieler Umbauten die Merkmale spätgotischer Bauweise: Netzgewölbe, Strebepfeiler und der 24 Meter hohe Sattelturm. Ihre Geschichte ist offenbar einer Geschichte der Bausünden. Den alten Kirchenbüchern zufolge wurde bei Reparaturmaßnahmen meist jämmerlich gepfuscht. So wird die kurfürstliche Mahnung von 1663 an den Schrobenhausener Landpfleger Willeson verständlich: „Sei darob, dass endlich eine sauber beständige Arbeit gemacht wird, damit die Unkosten wohl angelegt werden!“. Geholfen hat auch diese Mahnung nichts.
1748 befahl der Pflegeverwalter Trapp aus Schrobenhausen schließlich den Neubau des Langhauses. Er blieb wiederum jahrelang unvollendet, stand noch 1755 ohne Fenster, Kirchendeck oder Getäfer, gleich einem Bauern Stadl“. 1762 war er endlich fertig. Die Gnaden-Mutter aus der alten Kirche wurde in die neue übernommen. Ein erster Hinweis auf eine Orgel in der Kirche findet sich im Jahr 1862.
Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche erst Ende des 19. Jahrhunderts. Gut hundert Jahre nach dem Bau des Langhauses war die Kirche erneut zu klein geworden. 1874 wurde das jetzige Kirchenschiff neu dazu gebaut. Aus dieser Zeit datieren auch die ersten erhaltenen Pläne der Kirche. Das Innere des Gotteshauses veränderte sich im vergangenen Jahrhundert mehrfach. Die neugotische Innenausstattung wurde unter teils heftigen Protest der Gemeinde Ende der 60er Jahre ausgebaut. Von 1965 bis 1974 wurde die Kirche renoviert. Nach etlichen Provisionen wurde um 1980 ein Seitenaltar in Rain am Lech zum Hochaltar für Hörzhausen erkoren. In den 90er Jahren kam schließlich die Martinsfigur am Hochaltar hinzu. Eine sehr moderne Darstellung des Patrons der Pfarrkirche. Die letzte umfassende Sanierung datiert auf das 20. Jahrhundert. Damals bekam die Kirche St. Martin auch eine neue Orgel mit 15 Registern, zwei Manualen und Pedal aus der Werkstatt des Schweizer Orgelbauers Armin Hauser. Nach einer umfassenden Innensanierung von 1998 bis Oktober 2000 wurde die Hörz-Hauser-Orgel am 25. April 1999 durch den damaligen Generalvikar der Diözese Augsburg Konstantin Kohler feierlich eingeweiht. Die Kosten für die Orgel von 304.00 Deutsche Mark übernahm komplett die Pfarrei. Der damalige Pfarrer Helmut Haug wurde von dem Kemptener Chordirektor Hans Gurski beraten. Im Mai 2000 wurde die Renovierung im Innenraum der Kirche fortgesetzt. Über ein Jahr war ein Gerüst innen und außen, einschließlich Turm aufgestellt. Der Putz wurde außen bis zu einer Höhe von rund zwei Metern abgeschlagen und erneuert. Die maroden Mauerbalken wurden Stück für Stück erneuert und durch neue Balken aus Eichenläden ersetzt. Die vom Hausschwamm befallenen Deckenteile wurden chemisch behandelt. Die Fassade erhielt einen neuen Anstrich, einschließlich des Turmes. Die Ziffernblätter der Turmuhr und das Scheyrer Kreuz erstrahlten in einem neuen Glanz. Das Storchenrad wurde neu eingeflochten und auf der Kirchturmspitze wieder montiert. Der Wetterhahn wandert von Turm auf die Westseite des Langschiffes. Die Außenarbeiten wurden am 20. Oktober 2000 abgeschlossen und das Gerüst entfernt. Das Gotteshaus erstrahlt in leuchtend hellem Glanz. Mitte November ist auch die Renovierung im Innenbereich fertig. Am Volkstrauertag, 19. November 2000, wird der erste Gottesdienst ohne Gerüst gefeiert. Die gesamten Kosten betrugen zirka 1,2 Millionen DM. 75 % der Kosten für den Außenbereich übernahm die Bischöfliche Finanzkammer.
(Text: Fritz Endres)